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„Es war während einer großen Pause auf dem Schulhof. Ein Freund gab mir The Beatles 1962 – 1966, das rote Album. Zu der Zeit längst historische Aufnahmen. Bereits die ersten Töne drangen direkt in Herz und Bauch, als ich das Album nachmittags daheim anhörte (Ja, es waren noch richtige Vinyls!).Vielleicht eine halbe Stunde später, auf der dritten Seite angekommen, traf mich George Harrisons Gitarrenlick, dass den Song „Drive My Car“ eröffnet noch einige Zentimeter tiefer. Plötzlich wurde mir klar, dass ich einen Unterleib besitze. Es klang so sexy! Ich war keine zehn Jahre alt!“ (Thomas) „Irgendwo im Plattenschrank meiner Eltern fand ich The White Album der Beatles, später auch Kopfhörer. Bald darauf fiel es mir zum ersten Mal auf, Musik ist nicht nur für die Ohren! Unzählige Stunden verbrachte ich mit dem White Album und konnte die Musik buchstäblich 'sehen'. Ich betrachtete es nicht als Musik, sondern als einen Film. Ich machte einfach die Augen zu, und befand mich in meinem eigenen Kinosaal. Es gab keine Worte, da ich die englischen Texte nicht verstand, aber es gab jede Menge Bilder und ich fühlte Szene für Szene nach. Später versuchte ich es auch mit anderen Alben, es funktionierte aber nicht mit jeder Musik.“ (Melanie) Hört man das Debutalbum „Shaken Not Stirred“ von Voodoo Princess, finden sich allenfalls hauchzarte Bezüge auf die großen Fab Four aus Liverpool. Dennoch spielten sie in mehr als einer Hinsicht eine enorme Rolle für die Entstehung des Albums. „Ich hatte einfach Riesenglück, mehrmals in meinem Leben zur richtigen Zeit auf die richtige Musik zu stoßen. Und ganz am Anfang standen The Beatles! Sie waren der Schlüssel zu der Tür hinter der all die Räume, vollgepackt mit großartiger Musik verschiedenster Genres, nur darauf warteten entdeckt zu werden. Mir wurde klar, dass sie von Elvis und Chuck Berry beeinflusst wurden, danach wer wiederum diese beeinflusst hatte. Und dann breitete sich alles wie kreisförmige Wellen aus, die ein Stein auslöst, der ins Wasser geworfen wird. Am Ende wurde nahezu die gesamte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts mein musikalischer Gen-Pool. Noch heute bin ich ziemlich dankbar dafür! Es hat mir enorm geholfen viel von dem zu überhören, das man aktuell so serviert bekommt!“ sagt Produzent Thomas Nehrenberg, ein Teil des Duos Voodoo Princess Diese ersten, zufälligen Begegnungen entfachten eine Menge Neugier und brachten den Stein ins Rollen. „Ich wollte mehr! Die Zeit der Märchenkassetten war für mich endgültig vorbei. Ich flehte meinen Vater an mir Vorschuss auf mein Taschengeld zu geben um mir zusätzliche Platten meiner frühen Helden kaufen zu können“ erinnert sich Thomas. Neben verschiedenen Fifties und Sixties- Interpreten, waren es erneut die Fab Four, die einen weiteren Impuls für Thomas' zweite kreative Leidenschaft, Producing & Engineering beisteuerten. „Es waren The Beatles  1967 – 1970 und The White Album, die meinen Blickwinkel auf Musik schlagartig veränderten. Hör dir das Material an! Es war immer noch enorm kraftvoll und lebendig, aber es waren nicht mehr nur vier Jungs mit Gitarren, Schlagzeug und Bass, die großartige Melodien sangen. Das ging weit darüber hinaus! Obwohl ich es in dem Alter noch nicht wirklich erfassen konnte, spürte ich instinktiv, dass es etwas Konzeptionelles hatte. Das wurde erkennbar sorgfältig konstruiert und klang irgendwie ‚produced‘!“ „Es war eine aufregende und faszinierende Erfahrung! Ich hörte diese Platten pausenlos und immer wieder. Und ziemlich bald lernte ich ‚verschiedene Schichten‘ zu identifizieren, einzelne Instrumente ‚separat‘ zu hören und die Wechselwirkungen der beteiligten ‚Zutaten‘ zu analysieren. Und dann will man das irgendwann einfach selber ausprobieren!“  erinnert sich der Multi-Instrumentalist Thomas an seinen Start als Musiker. „Ich bin Autodidakt, hatte nie eine formale, musikalische Ausbildung und bin nirgendwo ein Virtuose. Aber ich kann so ziemlich jedes Instrument anfassen und bringe meist irgendetwas zustande, dass dann letztlich funktioniert! Dem Himmel sei Dank bin ich wohl auch etwas naiv, nach wie vor voll kindlichem Entdeckergeist und schrecke selten davor zurück etwas Neues auszuprobieren. Üblicherweise rettet mich das über die Runden“ schmunzelt Thomas …“Ein guter Freund von dem ich viel gelernt habe pflegte zu sagen ‚Popmusik ist weder ein Intellektuellenseminar noch Raketenwissenschaft!‘ Vermutlich bewahren mich seine Worte bis heute davor allzu ernste Berührungsängste vor neuen Herausforderungen zu haben. Bis ich irgendetwas erwiesenermaßen vor die Wand fahre, probier ich auf jeden Fall erst einmal, ob ich damit durchkomme!“ „Shaken Not Stirred“, das Debutalbum von Voodoo Princess war durchweg eine kleine Herausforderung, bedenkt man, dass angefangen von Kompositionen und Arrangements, über Recording, Engineering und Mixing lediglich zwei Personen, Thomas Nehrenberg und Melanie Brüggemann, die zweite Hälfte von Voodoo Princess, beteiligt sind. Es ist kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinne, bewegt sich allerdings in einem festen Rahmen. „Melanie, meine Partnerin, und ich waren uns jederzeit darüber im Klaren was, und wie wir das Album machen wollten. Wir haben einen nahezu identischen privaten Musikgeschmack und sehr ähnliche Vorstellungen in ästhetischer, klanglicher und technischer Hinsicht. Keiner von uns hat auch nur das leiseste Interesse unsere Musik an Mainstream-und Formatradiomustern zu orientieren. Natürlich ‚könnten‘ wir das, aber wir wollen und tun es nicht. Ganz bewusst! Möglicherweise sind wir da ein winziges bisschen stur und bockig, haha!“ grinst Thomas, wenn er über die Absichten des Projekts Voodoo Princess spricht… „Songwriting & Arranging irgendwie ‚beatlesk‘ anzulegen war zu keiner Zeit eine Option, obwohl wir beide Riesenfans sind und die Versuchung stets groß ist. Aber das würde für uns fast schon an Blasphemie grenzen. Man darf optimistisch sein, dass sich diese besondere Ästhetik mühelos auch ohne unser Zutun weiterhin im kollektiven Gedächtnis halten wird! Außerdem mochten wir auch stets den Soul und R&B von Motown und Stax, Jazz, Blues, Rock’n’Roll und vieles, dass die Jahrzehnte zwischen den Twenties und Seventies an guter Pop Music so hervorbrachten. Am Ende haben wir uns damit am wohlsten gefühlt. Es lag also nahe das Album in dieser Richtung anzusiedeln!“ beantwortet Thomas Fragen nach dem Albumkonzept… „Eine meiner Lieblingssängerinnen, Billie Holiday, sagte einmal sinngemäß: wenn ich klinge wie irgendjemand anders, kann ich mir das Singen gleich sparen.“ führt Melanie an. „Das ist eine klare Kampfansage gegen den Einheitsbrei! Damit können wir uns identifizieren. Allerdings weist eine der charakterstärksten Sängerinnen des 20. Jhdts., Etta James, darauf hin, dass bei ihr daheim den ganzen Tag nur Billie Holiday gespielt wurde. Jeder hat musikalische Wurzeln, die eigenen Ideen ein Fundament geben, das muss man nicht verleugnen! Wir haben zu keinem Zeitpunkt versucht, jemand zu kopieren und haben uns strikt nach unserem eigenen Geschmack gerichtet“ erklärt Melanie Brüggemann. „Trotzdem sind wir natürlich geprägt durch die Musik unserer Helden und dankbar dafür, dass sie uns bis heute erhalten geblieben ist. Wenn man Hinweise darauf in unserer Musik hört, ist es nichts anderes als eine Verbeugung vor unseren Vorbildern.“ Man hört „Shaken Not Stirred“ an welche Einflüsse den musikalischen Genpool des Duos Voodoo Princess bilden. „Etta James, Ray Charles, Billie Holiday, 60‘ Soul-Pop, wir hören Tonnen von dem Zeug. Eigentlich läuft ständig so etwas in der Art. Melanie hat mich mit einigem bekannt gemacht. Sie kennt sich da gut aus und hat mir viel Neues gezeigt, dass ich inzwischen oft instinktiv spiegele.  Und ganz sicherlich hat jeder von uns damals aufmerksam bemerkt was die Zusammenarbeit der leider verstorbenen, großartigen Amy Winehouse mit der Daptone-Crew um Gabriel Roth ausgemacht hat“ erläutert Thomas und bekennt mit „Bosco Mann, we love you!“ seinen Respekt vor dessen Integrität als Producer, Engineer, Musiker und Botschafter seines Genres. Die Entscheidung, die gesamte Albumproduktion sehr traditionell zu realisieren, entstammt der festen Haltung des Duos „Die Popmusikgeschichte des 20. Jahrhunderts, angefangen vom Great American Songbook bis hin zu den Sixties und Early Seventies ist geprägt von großartigen Komponisten, einzigartigen Interpreten, hervorragenden Musikern und innovativen Engineers. Es gab lange keine Synthesizer, und niemand vermisste sie! Diese Musik lebte und atmete, war authentisch, geerdet, sexy und aus der jeweils historischen Perspektive zum Teil ebenso roh und direkt wie manches zeitgenössische Material. Nur haben niemandem die Ohren geblutet!“ seufzt Thomas und fügt energisch an „ Wenn das damalige handwerkliche Können und technische Equipment für Generationen von Musikschaffenden und Publikum OK war, ist es das für mich genauso. Ende der Diskussion!“ Voodoo Princess ist derzeit kein Live-Projekt und „Shaken Not Stirred“ kein ‚everybody at the same time in the same room‘-Album. “Wir sind zu zweit, wir leben in verschieden Städten und müssen daher selbstverständlich genau dieselbe Technologie verwenden wie jeder heutzutage. Warum auch nicht? Dies ist das 21. Jahrhundert, und wir wären dumm die Vorteile und Möglichkeiten, die uns modernste Technik bietet, nicht zu nutzen. Aber wir möchten, dass unsere Songs noch ‚leben‘ und sehen uns in keiner Weise verpflichtet das Material brutal auf eine kalte, makellos polierte Formatradio-Sterilität hinzueditieren und ihm die Luft zum Atmen herauszukomprimieren. Das wird es mit uns nicht geben! Der legendäre Beatles-Produzent George Martin sagte einst ‚Musik ist auch die Luft zwischen den Noten‘. Wer wollte ihm widersprechen?“ fragt Thomas mit herausfordernder Miene… Angesprochen auf die innere Balance des Duos und Vibe des Albums erläutert er „Alles lebt von der Mischung aus ziemlich gut funktionierender Teamarbeit und Sorgfalt bei Songwriting, Sounds und Grooves. Melanie, die eigentlich viel besser Klavier spielt als ich, schreibt nahezu alle Melodien und Lyrics. Ich habe keine Ahnung wo dieser magische Ort liegt von dem sie sich all ihre Beiträge holt. aber ich bin froh, dass es diesen Ort gibt…Und, bei Gott, ich liebe ihre Vocal-Arrangements! Eigentlich muss ich nur dafür sorgen, dass sie in das passende, musikalische Kleid schlüpfen kann damit alles so hübsch wie möglich aussieht. Oft, wenn ich neue Musik schreibe bemerken wir auch, dass wir unabhängig voneinander nahezu zeitgleich und zufällig über sehr ähnliche oder gar identische Musik nachdenken. Wohl auch dadurch können wir dann alles so organisch und reibungslos verknüpfen! Außerdem kann ich offenbar ihre Gedanken lesen, das hilft schon mal enorm…“ Voodoo Princess hat seinen Rahmen klar definiert: „Wir nehmen traditionelles Songwriting, recorden die Sounds wie wir sie mögen, vermeiden Instrumente, die bis 1970 noch nicht erfunden waren, begehen bewusst die Eine oder Andere ‚Regelverletzung‘ und versuchen dabei Spaß zu haben!“ Es ist nicht die Zeit, in der Räder noch wirklich neu erfunden werden, das spürt auch Voodoo Princess „Nachdem sich aktuelle Veröffentlichungen nahezu ausnahmslos auf bereits Da gewesenes bezieht, kann ich nur äußerst selten wirklich neuartiges und innovatives entdecken. Und das ist mir dann meist zu ‚abseitig‘ und kaum nachhaltig. Wir hatten also gute Gründe das Album „Shaken Not Stirred“ so zu schreiben und klingen zu lassen, dass wir es auch noch in zehn Jahren mögen und anhören können ohne schwere, gesundheitliche Probleme zu riskieren!“ scherzt Thomas augenzwinkernd und fügt, wohl auch in Hinblick auf die Zukunft, nachdenklicher hinzu „Letztlich genießen wir das Privileg uns den Luxus leisten zu können musikalisch zu tun was immer wir wollen. Glücklicherweise reichen uns dieselben zwölf Töne, die bereits Jahrhunderte exzellent funktionieren völlig aus um uns nicht zu langweilen, und wir haben gelernt, dass wir uns mit den Sounds unserer Helden sehr wohl fühlen. Das passt prima, wir feiern das wirklich! Es reicht uns und wird das weiter tun…Ich wüsste nichts, das ich lieber täte!“
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